Aufbau von 3 Modulen (1,6,7), 2011.

Bildmotiv der dreiteiligen Videoinstallation sind verschiedene Klimaaggregate oder Module, die in den angeschlossenen Gebäuden für eine gleichmäßige Temperatur und Luftfeuchtigkeit sorgen. Die zugrunde liegenden Aufnahmen von Bild und Ton – über Lautsprecher werden die Betriebsgeräusche der Aggregate im Ausstellungsraum hörbar – wurden digital überarbeitet. Insbesondere wurden die Aufnahmen zu Schleifen verbunden, wodurch eine kontinuierliche Projektion ermöglicht wird. Außerdem wurden die Farbinformationen gelöscht. Reduziert auf Schwarzweiß werden die Projektionen vereinheitlicht. Diese Vereinheitlichung entspricht einer scheinbaren Versachlichung des Sujets. Im Verbund mit einer fixen Kameraposition evoziert diese optische Versachlichung den Anschein, als handelte es sich um einen dokumentarischen Zugriff auf das Bildmotiv.

Diese wenigen formalen Aspekte und die strukturelle Ähnlichkeit der Aggregate reiht die Motive in die Tradition der typologischen Fotografie ein. Wegweisende Beispiele dieser typologischen Fotografie sind die für didaktische Zwecke konzipierten Pflanzenbilder Karl Blossfeldts aus dem frühen 20. Jahrhundert und die heimlich angefertigten "Subway Portraits" Walker Evans aus den dreißiger und vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Im Kontext der Kunst der sechziger Jahre, vor allem Pop Art, Minimal Art und Conceptual Art, wurde ihr serieller Charakter auch ästhetisch rezipiert und für die Fotografie im Zusammenhang mit Ed Ruschas Publikation "Twentysix Gasoline Stations" von 1963 und den Architekturdokumentationen von Bernd und Hilla Becher diskutiert.

Die drei Aufnahmen Georg Parthens wirken für sich fast wie Standbilder, denn Bewegungen, die für einen zeitlichen Ablauf stehen, sind kaum zu beobachten. Noch vor den Bildprojektionen suggerieren die Tonaufnahmen ein tatsächliches Funktionieren der Geräte, also ein Vergehen von Zeit. Bei genauerer Betrachtung kann der Bewegtbildcharakter der Aufnahmen bei einzelnen Ästen von Bäumen nachvollzogen werden, die ins Bildfeld ragen und auch bei der scheinbaren Geschwindigkeitsveränderung eines Ventilators, ein Effekt, der durch die Veränderung der Blende bei der Kamera produziert wurde. Bei weitergehender konzentrierter Betrachtung wird auch ersichtlich, dass sich die Aufnahmen immerzu wiederholen. In der Wiederholung von Bildsequenzen und der Ereignisarmut besitzt "Module" deutliche Parallelen zu Andy Warhols Film "Sleep", der Anfang 1964 uraufgeführt wurde und diese Art des konzeptuellen Films etablierte.

Hier wie da unterlaufen die subtilen Manipulationen des Materials das an sich dokumentarische Erscheinungsbild der Aufnahmen. Zwei suggestiv über die Installation vermittelte Wahrheiten werden durch diese Bearbeitungen grundsätzlich in Frage gestellt: erstens diejenige der Identität zwischen dem Bezeichneten (die Kühlaggregate) und dem Bezeichnenden (die Aufnahmen) und zweitens die der Objektivität des Mediums. Hier folgt die Videoinstallation den früheren fotografischen Arbeiten Georg Parthens auch hinsichtlich ihrer Subtilität. Die Bilder von Georg Parthen wirken auf den ersten Blick plausibel. Ein Zweifel an ihrer Wahrhaftigkeit schleicht sich erst allmählich ein, was eine Durchdringung der ästhetisch wirksamen optischen Oberfläche der Arbeiten erfordert. Die längere Betrachtung dieser Werke führt zum Aufbrechen einer inliegenden Absurdität, der Georg Parthen nicht im Bizarren und Ungewöhnlichen nachspürt, sondern im scheinbar so gewohnten und vielleicht auch Banalen. In wie weit diese Infragestellung des menschlichen Erkenntnisvermögen auf das Feld der Kunst und die Medien beschränkt ist, oder sich auf das menschliche Erkenntnisvermögen an sich erstreckt, bleibt offen und zu diskutieren. Die Werke selbst haben in jedem Fall etwas von einem Versuchsaufbau, der an Hand unterschiedlicher Beispiele kategoriale Grenzen des Begreifens ästhetisch auslotet.

Thomas W. Kuhn, Tiergarten im April 2012